Ergebnisse Stunde der Gartenvögel PLUS 2015

Schwalben finden kaum Baumaterial und Nistplätze mehr

Nachdem sich bereits Anfang Mai eine verspätete und rückläufige Ankunft der Mauersegler in Bayern abgezeichnet hatte, zeigt das Endergebnis der Stunde der Gartenvögel Plus 2015, dass es um die derzeitige Situation der Mehlschwalben im Freistaat sogar noch schlechter bestellt ist.

Mehlschwalbe im Nest | © Ingolf Hermann © Ingolf Hermann
Sind Mehlschwalben in Bayern unerwünscht?

Bei der elften Ausgabe zählen die beliebten Zugvögel zu den großen Verlierern. Auch die zum zweiten Mal erfassten Schwalbennester nahmen noch einmal ab. Freuen können wir uns hingegen über mehr als 9.000 Naturfreunde, die über 210.000 Vögel zählten und somit für das drittbeste Teilnahmeergebnis in der Geschichte der Aktion sorgten. Wie in den Vorjahren bleibt der Haussperling unangefochtener Spitzenreiter vor der Amsel.

Mehlschwalben unerwünscht in Bayern?

Mehlschwalben sammeln Nistmaterial | © H.-J. Fünfstück © H.-J. Fünfstück
Mehlschwalben auf Materialsuche

Zum ersten Mal in elf Jahren musste die Naturschützer des LBV darum bangen, dass die Mehlschwalbe am Ende überhaupt noch zu den zehn häufigsten Gartenvogelarten in Bayern gehört. "Die Mehlschwalben haben das Katastrophenjahr von 2013 immer noch nicht wieder aufgeholt und sind stellenweise, zum Beispiel in Münchner Stadtvierteln, komplett ausgestorben", so die Gebäudebrüter-Expertin Sylvia Weber des LBV München. Die zunehmende Bebauung vor allem in Südbayern und rund um die großen bayerischen Städte hat eine Versiegelung der Flächen zur Folge, welche zunehmend die Fluginsekten schwinden lässt. Ein Problem nicht nur für die Schwalben, sondern auch für andere Insektenfresser wie Mauersegler und Hausrotschwanz. "Zudem können kaputt gegangene Nester von den Vögeln oft nicht mehr ausgebessert oder überhaupt neu gebaut werden, weil die Schwalben gar keine offenen Böden mit feuchtem lehmigen Material mehr finden", so die LBV-Expertin.

Auch die bei der Aktion zum zweiten Mal erhobene Zahl der Häuser mit Schwalbennestern in Bayern sank noch einmal deutlich. Nach knapp zehn Prozent im Vorjahr halbierte sich dieser Wert nun fast noch einmal. "Mehlschwalben und Mauersegler sind als Gebäudebrüter vom Brutplatzverlust bei Sanierungen oder sogar von der mutwilligen Entfernung ihrer gesetzlich geschützten Nester von der Hausfassade besonders betroffen", erklärt Sylvia Weber weiter. Auch in Neubaugebieten, wo für Schwalben eigentlich gute Bedingungen herrschen sollten, da geeignetes Baumaterial und Hausdächer vorhanden sind, werden die Vögel zunehmend vergrämt und ihre Nester illegal entfernt. "Die Hausbesitzer haben Angst um ihre saubere neue Fassade, dabei kann diese leicht vor Kotspuren geschützt werden und die Verschmutzung ist ohnehin auf einige Wochen im Jahr beschränkt", sagt Weber weiter.

Den Feldsperling zieht es in die Stadt

Feldsperlinge fressen Körner an Futterstelle | © M. Lenker © M. Lenker
Feldsperlinge fressen Körner an einer Futterstelle

Unter den häufigen heimischen Vogelarten weist der Feldsperling erneut eine starke Zunahme auf und sichert sich bereits zum zweiten Mal in Folge Platz Nummer sechs in den heimischen Gärten. Somit erhärtet sich der Trend, dass immer mehr Vogelarten in Bayern aus der freien Landschaft in Dörfer und Städte ziehen. Der Gesamtbestand des ländlichen Vetters des Haussperlings nimmt nämlich nicht zu, sein Vorkommen verschiebt sich lediglich. Dabei steht die Zunahme im Siedlungsraum im starken Gegensatz zu dem Verlust seines Lebensraums in der Agrarlandschaft, von dem auch viele andere Feldvögel betroffen sind.

Die Spitzenpositionen blieben in diesem Jahr unverändert. So landete der Haussperling erneut auf Platz eins, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Star und Blaumeise, wobei ihr der Feldsperling immer näher rückt. Ganz besonders freuen darf sich eine Teilnehmerin aus Bad Tölz/Wolfratshausen, die im Spatenbräufilz eine Rohrdommel entdeckt hat. Spannend für die Naturschützer ist auch die bestätigte Meldung eines jagenden Bienenfressers im Luftraum über Hohenburg in der Oberpfalz und die Meldung eines Dreizehenspechtes im Landkreis Miesbach.

Zur Ergebnistabelle der Stunde der Gartenvögel Plus 2015

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© Ralph Sturm

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